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Wie wirken sich Vorurteile und Diskriminierung auf die Beschäftigungschancen von Geflüchteten aus?

Vorurteile und Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt sind eine ständige Herausforderung für Geflüchtete, die versuchen, sich in einem neuen Land zu integrieren und einer Beschäftigung nachzugehen. Obwohl viele Geflüchtete hoch qualifiziert und motiviert sind, sehen sie sich oft mit einer Reihe von Hindernissen konfrontiert, die ihre Einstellungschancen beeinträchtigen.

 

Laut dem Kurzbericht "Geflüchtete Frauen müssen viele Hindernisse überwinden" des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gibt es immer noch erhebliche Diskriminierungserfahrungen auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Behinderungen. Es wird gezeigt, dass Diskriminierung aufgrund bestimmter Merkmale wie Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft oder sexuelle Orientierung auf dem Arbeitsmarkt immer noch vorkommt. Darüber hinaus wird erörtert, dass Diskriminierung nicht nur bei der Einstellung, sondern auch im Laufe des Arbeitslebens auftreten kann. So werden Frauen beispielsweise häufiger schlechter bezahlt als Männer, obwohl sie gleichwertige Arbeit leisten. Im Bildungsbereich betrifft dies zum Beispiel den Zugang zu bestimmten Schulformen oder höheren Bildungsabschlüssen. Auch im Bereich des öffentlichen Lebens können Menschen mit Migrationshintergrund diskriminiert werden, beispielsweise bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder im Gesundheitswesen.

Eine weitere wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel "Diskriminierung geflüchteter Frauen beim Zugang zum Arbeitsmarkt" an der Karl-Franzens-Universität Graz zeigte, dass geflüchtete Frauen in Österreich häufig von diskriminierungsbedingter Arbeitslosigkeit betroffen sind und bei Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer ethnischen Herkunft, Religion, Sprache und ihres Flüchtlingsstatus benachteiligt werden. Besonders in Branchen und Positionen, in denen Kundenkontakt oder Sichtbarkeit wichtig sind, in Führungspositionen oder in männerdominierten Branchen werden geflüchtete Frauen oft nicht eingestellt. Die Diskriminierung erfolgt meist im Verborgenen, da die Arbeitgeber wissen, dass Diskriminierung in Österreich verboten ist.

Eine weitere Studie mit dem Titel "Diskriminierungsrisiken für Geflüchtete in Deutschland", die von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes durchgeführt wurde, zeigte ebenfalls, dass Geflüchtete in Deutschland verschiedenen Formen von Diskriminierung ausgesetzt sind. Die befragten Geflüchteten berichteten überwiegend von verbaler und nonverbaler Diskriminierung, wie Beleidigungen, Abwertungen oder Anschreien, abwertende Blicke, Ignorieren, räumliche Distanz schaffen und nicht ernst genommen werden. Die meisten Beratungsstellen nannten Situationen, in denen Geflüchtete und Asylbewerber im Arbeitsleben oder beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen schlechter behandelt werden. An zweiter und dritter Stelle stehen die Verweigerung von Dienstleistungen oder Verträgen sowie Beleidigungen und Beschimpfungen. Besorgniserregend ist die Feststellung, dass ein Viertel der befragten Einrichtungen sogar von gewalttätigen Übergriffen berichtet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir uns bemühen müssen, Vorurteile und Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt zu bekämpfen, den Zugang zu Bildung und Sprachförderung zu erleichtern, das Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit von Geflüchteten zu stärken und eine offene, integrative Gesellschaft zu erschaffen, die es Geflüchteten ermöglicht, ihr volles Potenzial zu entfalten und sich erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Nach wie vor sind Maßnahmen zur Verhinderung von Diskriminierung notwendig, sowohl personalpolitische und betriebliche Maßnahmen, als auch politische und gesellschaftspolitische Maßnahmen, um die Gesellschaft in Richtung einer offenen und inklusiven Gesellschaft zu bewegen und besonders Frauen in ihren Voraussetzungen für den Arbeitsmarkt zu unterstützen.

Mit dem Ziel einer inklusiveren Gesellschaft und Chancengleichheit für alle gibt es in Schleswig-Holstein eine Vielzahl von Antidiskriminierungsstellen, die sich aktiv gegen Diskriminierung einsetzen oder Menschen bei der Wahrnehmung ihrer Rechte und Ansprüche unterstützen. Gerade für Migrantinnen und Migranten sind sie eine unverzichtbare Anlaufstelle, um ihre Stimme im Kampf gegen Diskriminierung zu erheben:

 

Diskriminierungsstelle des Landes Schleswig-Holstein: Diese Stelle bietet Beratung und Unterstützung bei Diskriminierungserfahrungen aufgrund von Alter, Behinderung, Ethnizität, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Religion.

Der Antidiskriminierungsverband Schleswig-Holstein (ADSH): Diese Stelle bietet eine vertrauliche Beratung für Menschen, die Diskriminierungserfahrungen gemacht haben und Rechtsberatung zur Unterstützung von Betroffenen bei der Durchsetzung ihrer Rechte und in Diskriminierungsangelegenheiten.

Migrantenberatungsstelle Schleswig-Holstein: Hier werden Migrantinnen und Migranten bei Diskriminierungserfahrungen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Migrationshintergrunds unterstützt.

Landesstelle SH für Gleichstellung von Frauen und Männern: Diese Stelle bietet Beratung und Unterstützung bei Diskriminierungserfahrungen aufgrund des Geschlechts.