Eingewanderte Menschen in Deutschland sind hochmotiviert eine Ausbildung zu absolvieren, zu arbeiten und dauerhaft zu bleiben. Auch Betriebe sind zunehmend bereit, Eingewanderte und Geflüchtete zu beschäftigen.
Der Weg in den Arbeitsmarkt ist jedoch erschwert: die Wartelisten für Sprach- und Integrationskurse sind lang, die volle Anerkennung von mitgebrachten Berufsabschlüssen schwierig und die Beschäftigungserlaubnisverfahren der Zuwanderungsbehörden kompliziert und langwierig, sodass Arbeits- und Ausbildungsverhältnisse nicht zustande kommen und Chancen verloren gehen. Dies führt sowohl bei Eingewanderten als auch bei Betrieben zu Unsicherheiten und zu Frustration.
Auch prekäre Wohnverhältnisse und Einschränkungen bei der Wohnsitznahme verzögern eine Arbeitsaufnahme: in Gemeinschaftsunterkünften wohnverpflichtete Geflüchtete gehen seltener einer Beschäftigung nach als solche in privaten Wohnungen oder Menschen ohne Wohnverpflichtung.
Die Folge solcher strukturellen Hürden: sie hemmen und verlangsamen die Arbeitsmarktintegration.
Dabei ist mehr Beschäftigung im arbeitsmarktpolitischen Interesse der Gesellschaft – und sie ist wichtig für ein schnelles und nachhaltiges Ankommen in der neuen Heimat. Neben der wirtschaftlichen Unabhängigkeit hat die Teilnahme am Arbeitsmarkt auch weitreichende soziale Folgen: Begegnungen und das Zusammenleben in der Aufnahmegesellschaft werden gefördert und Bleibeperspektiven gesichert.
Durch das vom Bundesarbeitsministerium (BMAS) ins Leben gerufene Programm „Job-Turbo“ sind Geflüchtete aktuell wieder verstärkt in den Fokus der Arbeitsmarktakteur:innen gerückt. Endlich werden sie als Arbeits- und Fachkräfte wahrgenommen. Wichtig für eine langfristig erfolgreiche Arbeitsmarktintegration ist jedoch nicht nur die schnelle Vermittlung in Helfertätigkeiten, sondern vor allem der Zugang zu qualifizierter und bildungsadäquaten Beschäftigung. Viele Eingewanderte verfügen über formale oder informale Qualifikation aus dem Ausland. Sie sollen die Möglichkeit haben, mitgebrachte Qualifikationen anerkannt zu bekommen und die notwendigen Anpassungsqualifikationen für eine Vollanerkennung zu erhalten. Damit kann verhindert werden, dass prekäre Arbeitsverhältnisse geschaffen werden und gleichzeitig kann dem Arbeitskräftemangel entgegengewirkt werden. Eingewanderte können dadurch außerdem in ihrem erlernten Beruf arbeiten und eine sichere Bleibeperspektive erhalten.
Dazu muss der Zugang zu Sprachkursen weiterhin für alle Geflüchteten – nicht zuletzt auch im ländlichen Raum und insbesondere für Frauen – möglich und erreichbar sein und die Sprachförderung ausgebaut werden.
Forderungen der Integrationsnetzwerke:
Zum Tag der Arbeit fordern wir, dass allen eingewanderten Menschen gegenüber ungebrochen solidarisch eine menschenwürdige und selbstbestimmte Teilhabe durch Arbeit ermöglicht wird. Dazu gehört:
- Strukturelle und institutionelle Hürden abbauen.
- Zugang zu bildungsadäquater Beschäftigung durch schnellere und unkomplizierte Anerkennungsverfahren. Qualifizierungsmaßnahmen von Menschen ausländischer Herkunft verbessern und fördern.
- Ausbau der berufsbegleitenden Sprachkursangebote
- Die Möglichkeit des unbeschränkten Zugangs zum Arbeitsmarkt und zu Integrationsmaßnahmen muss für alle Geflüchteten geschaffen werden – unabhängig ihres Herkunftslandes und ihres Aufenthaltsstatus.
- Aufstockung der Integrationskursplätze sowie weiterer Regelangebote für den Spracherwerb.
- Integrationsförderung in der öffentlichen Verwaltung stärken. Bearbeitungszeiten verkürzen durch Streichung sachfremder Zuständigkeiten der Ausländerverwaltung, z.B. der Erteilung von Beschäftigungserlaubnissen.
- Sozialen Wohnungsbau in allen Kommunen stärken, vor allem in den großen kreisfreien Städten, damit Geflüchtete nicht mehrere Monate oder gar Jahre in Gemeinschaftsunterkünften leben müssen.
- Aufhebung der Wohnverpflichtung.
- Rechtskreis des SGB II für alle Geflüchteten und damit die Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetz.