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Einflussfaktoren auf Bleibe- und Rückkehrabsichten von Geduldeten

Im Rahmen eines Umfrageexperiments des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) werden verschiedene Einflussfaktoren von geduldeten Personen auf ihre Bleibe- und Rückkehrabsichten erforscht. Die Ergebnisse zeigen, dass das Ausüben einer Erwerbstätigkeit einer der wichtigsten Einflussfaktoren ist.

 

Im Umfrageexperiment wurde eine Vignettenstudie mit Geduldeten aus Nigeria, Ghana, Gambia und Sierra Leone durchgeführt und die Ergebnisse anschließend mit qualitativen Interviews verknüpft. Dabei wurden anhand vier fiktiver geduldeter Personen eine Empfehlung eines Verbleibs oder einer Rückkehr ins Herkunftsland mithilfe einer dafür entwickelten App von 138 westafrikanischen Schutzsuchenden abgefragt. Bisher wurde diese Thematik in der Forschung vorwiegend bezüglich regulärer und schutzberechtigter Migrant*innen aufgegriffen und diese Personengruppe aufgrund ihrer schwierigen Erreichbarkeit nur selten beachtet.

Arbeitsmarktintegration beeinflusst die Situation von Geduldeten

Die Ergebnisse zeigen drei wesentliche Einflussfaktoren auf die Bleibe- und Rückkehrempfehlungen der Befragten: Die Beschäftigungssituation, die Situation im Herkunftsland und die familiäre Situation. Die Aussicht auf oder ein bereits bestehendes Beschäftigungsverhältnis im Aufenthaltsland macht die Bleibeempfehlung wahrscheinlicher: Gehen Geduldete in Deutschland einer Arbeit nach, steigt die Wahrscheinlichkeit der Bleibeempfehlung um 13 %. Erwerbstätigkeit steigert dabei auch die gesellschaftliche Teilhabe, das Niveau der Sprachkenntnisse und die Anzahl sozialer Kontakte. Die familiäre Situation bezieht sich auf die räumliche Nähe von Partner*innen und Kindern. Dementsprechend wird die Wahrscheinlichkeit der Bleibeabsichten größer, wenn diese – insbesondere minderjährige Kinder – ebenfalls im Aufenthaltsland leben. So steigt die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr für Personen, deren Kinder im Herkunftsland leben, im Vergleich zu Personen ohne Kinder um 8 %. Die Erwartungen der Angehörigen im Herkunftsland beeinflussen die Bleibe- und Rückkehrempfehlungen ebenfalls: Befürworten Familienangehörige das Leben der Geduldeten im Herkunftsland, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Bleibeempfehlung um 6 %. Anhand der Ergebnisse lassen sich auch Faktoren identifizieren, die die Bleibe- und Rückkehrempfehlungen deutlich geringer beeinflussen: Das Abschiebungsrisiko, Kenntnisse der deutschen Sprache, finanzielle Rückkehrhilfen oder die Aufenthaltsdauer.

Die Ergebnisse der BAMF-Kurzanalyse verdeutlichen demnach die Komplexität des Wirkens unterschiedlicher Einflussfaktoren auf Bleibe- und Rückkehrabsichten von Geduldeten. Die Studie zum Herunterladen sowie eine Kurzbeschreibung finden Sie hier.